Wie genau? – Fünf Projektphasen in fünf Jahren
Schritt 1: Arterfassung
In einem ersten Schritt werden die Arten relevanter Organismengruppen, allen voran Pflanzen, Insekten und Vögel erfasst. KI-unterstützte Programme/Apps liefern mittlerweile schnell gute Ergebnisse. Diese Vorgehensweise kann als Ergänzung zum klassischen Bestimmung mit Bestimmungsliteratur gesehen werden. Die Ergebnisse der beteiligten Gruppen fließen alle in eine gemeinsame Datenbank ein.
Schritt 2: Biotopbewertung
Bewertungsschlüssel für Biotope beziehungsweise Habitate finden in der Umweltplanung breite Anwendung. Diese existieren auch in didaktisch reduzierter Form bereits, so zum Beispiel für Feuchtbiotope als Lebensraum für Amphibien. Weitere Bewertungsschlüssel (z.B. für Glatthaferwiesen,
Heckensäume und Gebüschbestände) können leicht auf ein schülergerechtes Niveau angepasst werden. Bewertungsschlüssel für stark anthropogen beeinflusste Biotope, wie zum Beispiel Wege, Fahrradabstellplätze, Trittrasen, Parkplätze können in Kooperation mit den Schülergruppen der beteiligten
Schulen erstellt werden.
Bedeutsam sind außerdem das Vorhandensein und die Qualität von Biotopelementen (Totholzhaufen, Ruderalbereiche, Solitärbäume uvm.) und vorhandenen Nisthilfen, wie zum Beispiel Nistkästen für Vögel und Fledermäuse, Insektenhotels, Hummelnistkästen. Konkret werden also möglichst viele Arten des Schulgeländes im Jahresverlauf erfasst (Schritt 1) und die Qualität der Biotope ermittelt (Schritt 2). Aus botanischer Sicht geht es zum einen darum, gepflanzte einheimische und insbesondere die nichteinmischen Gehölze und Stauden zu dokumentieren. Zum anderen geht es darum, jene heimischen und nicht-heimischen Pflanzenarten zu dokumentieren, welche sich selbst angesiedelt haben. Die Bestimmungs- und Arterfassungs-App iNaturalist ist für alle fotografisch erfassbaren Organismengruppen (Pflanzen, Pilze, Wirbellose) ein hilfreiches Werkzeug. Aber auch Vogelarten und Fledermäuse können über Gesang/Rufe damit bestimmt und deren Fundorte genau festgehalten werden.
Biotope, Ökotone und Nisthilfen werden wie bereits erwähnt mithilfe der Bewertungsschlüssel erfasst und auf ihren ökologischen Zustand hin untersucht. Eine von Hand erstellte oder digitalen Biotopkarte ermöglicht es, die Lage der Biotope auf dem Schulgelände darzustellen.
Schritt 3: Entwicklungsplan
Basierend auf den gewonnenen Erkenntnissen, dem ermittelten Ist-Zustand, wird nun ein Entwicklungsplan erstellt. Ziel ist es, möglichst viele ökologische Maßnahmen umzusetzen, um das Schulgelände in einen guten ökologischen Zustand zu versetzen. Im Bezug auf die Pflanzenarten, werden die vorhanden Artenfunde mit einer Liste von ökologisch bedeutsamen Gehölzen, Stauden und Gräsern abgeglichen („Heidelberger Schulgartenpflanzen“). Diese Liste basiert auf ökologischen Schlüsselarten, Nahrungspflanzen für stenöke Arten („Spezialisten“), als auch einheimische Arten mit einem Schauwert, welche im Naturraum einheimisch sind.
Biotope und Biotopstrukturen werden wie bereits erwähnt mit den entsprechenden Schlüsseln bewertet. Um herauszufinden, ob und welche der relevanten Biotope und Biotopstrukturen vorhanden sind, erfolgt ein Abgleich mit einer eigens erstellten Biotop- bzw. Biotop-Strukturliste („Heidelberger Schulbiotopliste“) Der Entwicklungsplan wird abgestuft nach Kriterien der Machbarkeit aufgestellt. Ein weitere Priorisierung ergibt sich aus der Dringlichkeit, bestimmte Schlüsselarten zu etablieren und wichtige Biotope und Biotopstrukturen aufzuwerten bzw. neu anzulegen.
Dieser Entwicklungsplan wird nun allen beteiligten Akteuren der Schule, der Stadtverwaltung und den Kooperationspartnern vorgelegt. Schülerinnen und Schüler sollen bei der Diskussion und Konsensbildung aktiv beteiligt werden. Als Kooperationspartner dienen in diesem Prozess das Umwelt- und das Landschaftsamt, als auch örtliche Naturschutzverbände. Bei konkreten Fragen zu der Anlage von Biotopen (z.B. Hecken) oder der Bepflanzung von Beeten sollten naturschutzfachlich geschulte Landschaftsgärtner und Experten von Naturschutzverbänden (z.B. das „Natur nah dran“ -Beratungsteam des NABU-Landesverbandes) mit einbezogen werden. Das Projekt bietet bereits in dieser Phase viele Möglichkeiten der Theorie-Praxis-Verknüpfung im Fach
Biologie/BNT. Fächerübergreifend ergeben sich Anknüpfungspunkte zum Beispiel mit der Fachschaft Kunst. Auch der Ganztagesbetrieb an den Schulen bietet Möglichkeiten, das Projekt fest zu verankern und dauerhaft zu etablieren.
Schritt 4: Umsetzung
Nach der Einigung auf bestimmte Maßnahmen werden Schulklassen und AG‘s in die praktische Umsetzung mit einbezogen (siehe unten: Biotop- und Artenschutzmodule…) Stauden- und Gehölzpflanzungen, Einsaaten die Anlage eines „Sandariums“, Schaffung von Nistgelegenheiten für Wildbienen oder die Anlage eines Totholzhaufens sind Beispiele für Biotopentwicklungsmaßnahmen, welche von SchülerInnen unter Anleitung durchgeführt werden können.
(siehe II.5 Natur schützen – Ökologischer Pflege- und Entwicklungsplan) Eine dauerhafte Kooperation mit einem Naturschutzverband wird angestrebt, damit das Projekt über die Jahre fachkundig begleitet werden kann. Auch Eltern, studentische Hilfskräfte und Lehramtsstudenten (eine Kooperation mit der PH-Heidelberg besteht bereits) können wichtige Unterstützer werden. Eine enge Abstimmung mit dem für die Schulen zuständige Abteilung im Landschaftsamt der Stadt ist für das gute Gelingen des Projekts unumgänglich.
Um die Projektfinanzierung zu sichern, sollten Förderprogramme (PLENUM, Stiftung Naturschutzfonds) abgerufen werden. Darüberhinaus sollte das Projekt auch bei verschiedenen Institutionen vorgestellt werden, um für eine finanzielle Förderung zu werben. Zusätzlich empfiehlt es sich, an verschiedenen Nachhaltigkeits- und Naturschutz-Wettbewerben teilzunehmen. Baumschulen und Landschaftsgärtner aus der Region könnten außerdem als geeignete Unterstützer für Pflanzmaterial und Ausrüstung gewonnen werden.
Schritt 5: Monitoring, Pflege
Um den Erfolg der Maßnahmen zu gewährleisten, ist ein Monitoring der Arten und der Entwicklung der Biotope unabdinglich. Neben einer begleitenden Fotodokumentation der angelegten Biotope, ist die kontinuierliche Artenerfassung wichtigstes Instrument zur Kontrolle der Wirksamkeit der Naturschutzmaßnahmen. Diese kann von Schülerinnen und Schülern im Rahmen des Lehrplans und in Ag‘s durchgeführt werden. Hilfreich wäre eine Unterstützung durch die Naturschutzabteilung des Umweltamts als auch eine wissenschaftliche Unterstützung, zum Beispiel der PH Heidelberg oder durch Lehramtsstudenten des Fachs Biologie der Universität Heidelberg. Folgende praktische Pflege- und Erhaltungsarbeiten sollen von der SchülerInnen im Rahmen des Biologieunterrichts (siehe unten unter Module) oder in einer AG geleistet werden:
-Feuchtbiotope, Ruderalflächen mit konkurenzschwachen Ackerbegleitarten, Sand- oder Rohbodeninseln
müssen jährlich in verschiedenem Maß von Vegetation befreit werden.
-Abrechen des Mahdguts nach der Wiesenmahd und der Rückschnitt von Stauden.
-Kontrolle, Reinigen, Instandsetzung von Nisthilfen aller Art.
-Aufschichten von Gehölz- und Laubhaufen im Herbst
-Nachpflanzen einzelner Bäume, Sträucher, Stauden
Die Mahd einer Schulwiese, der Rückschnitt von Gehölzen, Rodungsarbeiten bei einer Neuanlage eines Biotops sind Beispiele für Arbeiten, welche nur bedingt von Schülergruppen geleistet werden können. Für die Gewährleistung einer angestrebten Biotopentwicklung bedarf es eines abgestimmten Pflegeplans mit dem Landschaftsamt der Stadt Heidelberg. Es ist auch denkbar, dass diese Maßnahmen von einem der Kooperationspartner (z.B. Naturschutzverband), welche im Besitz der entsprechenden Werkzeuge sind, durchgeführt werden.